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Musik

Kirche sein in symphonischer Gemeinschaft

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Kirche sein in symphonischer Gemeinschaft

Logo Orgelschule SurseePastoralraum Schaffhausen-Reiat – Gemeindetaugliche Musik und Lieder

Leuchtturm Kirchenmusik (5/6) – Jahresserie des Liturgischen Instituts und des SKMV

Christoph Honegger ist hauptamtlicher Kirchenmusiker im Pastoralraum Schaffhausen-Reiat. Er leitet zwei Kirchenchöre, einen Gospelchor, die Band sing2pray und temporär die Schola Gregoriana Scaphusiensis. Die letzteren beiden bilden den Schwerpunkt des Gesprächs.

Seit 26 Jahren kann Christoph Honegger in Schaffhausen aus dem Vollen schöpfen. Der Innerschweizer hat das Konzertreifediplom für Orgel. Zuvor hatte er an der Musikhochschule Luzern Kirchenmusik A und Schulmusik II studiert und erwarb die Lehrdiplome in den Fächern Orgel und Direktion. In Schaffhausen fand er die ideale Stelle für seine vielfältigen Interessen. Die Pfarreien St.Peter, St.Konrad, St.Maria und St.Maria und Antonius profitieren von seinem Engagement. Ausserdem ist er an anderen Orten kulturell engagiert, sorgt immer für Überraschungen und leitet die Musikschule SMPV. Eine Art Tausendsassa? «Vielleicht, aber immer auf Qualität bedacht», betont er. «Das breite Spektrum fasziniert mich.»

10 Jahre Band sing2pray

ML Leuchtturm 5 Schaffhausen 1Christoph Honegger bezeichnet sich als «Wanderarbeiter». Er ist da und dort bei der Arbeit anzutreffen und hie und da auch im Studio von Radio Munot, wo er Aufnahmen macht und sie gleich selber schneidet. Der Kirchenmusiker ist ein neugieriger, umtriebiger Mensch, der die Menschen gerne mit auf den Weg nimmt. Und auf diesem Weg sagt er durchaus, was er will und wofür er einsteht. So etwa bei der Arbeit mit den Band sing2pray. Die Band gibt es seit rund zehn Jahren. Jugendliche hatten sie ins Leben gerufen, sich selber organisiert und selber Gottesdienste mitgestaltet. Unterdessen leitet Christoph Honegger die Band, die inzwischen Wechsel in der Besetzung erfahren hat. Ihr gehören nun 30- bis 40-Jährige an. «Das verspricht eine gewisse Stabilität und Kontinuität», hat der Leiter erfahren. Zur Band gehören zwei Sängerinnen, Perkussion, Gitarre, E-Bass und Klavier. Klavier spielt Honegger selber. «Ich leite vom Klavier aus.»

Regelmässige Einsätze

Rund einmal pro Monat kommt die Band in den Gottesdiensten zum Einsatz. «Ich lege das Programm fest und dann üben die Mitglieder eigenständig. Mit einer Vorprobe klappt das sehr gut. Unterdessen hat die Band ein grosses Repertoire. Die Lieder und die Musik müssen gemeindetauglich sein», berichtet Christoph Honegger. «Gemeindetauglich» bedeutet für ihn, dass die Texte einerseits deutsch gesungen werden und andererseits müsse auch der Text mit der Botschaft des Gottesdienstes zu tun haben. «Er muss dem modernen Religionsverständnis entsprechen.» Das heisst für ihn, Gott im Mitmenschen zu sehen; mehr ein horizontale Verständnis als ein vertikales. Er weiss wovon er spricht, denn einmal im Jahr lässt er sich fordern und gestaltet freiwillig als verantwortlicher Liturg eine Wortgottesfeier. Das sei zwar anspruchsvoll, aber durchaus wertvoll und erhalte lebendig. Der Inhalt muss für ihn lebensnah sein; genauso wie die Texte der Popsongs, die die Band singt. Diese Arbeit gibt für ihn auch Berührungspunkte zu Jugendlichen. Dann etwa, wenn die Band auf dem Firmweg ihren Einsatz hat.

Schola Gregoriana Scaphusiensis

Es scheint wie ein Gegensatz zur Band zu sein, wenn Christoph Honegger von der Arbeit mit der Schola Gregoriana erzählt. Er hat selber drei Jahre Gregorianik studiert, ist also mit der ältesten lebendig gebliebenen, musikalischen Kunstform in der Geschichte des Abendlandes vertraut. Der einstimmige, liturgische Gesang in lateinischer Sprache hat seine Liebhaber. Solche, die ihn singen wollen und solche, die ihn hören wollen. «Es ist Musik die die Räume öffnet, die zwischen Kopf und Herz schwebt. Sie ist ätherisch, schwebend, umhüllend. Der Klang lebt vom Raum und braucht Raum, um sich zu entfalten. Man kommt damit zur Ruhe», schwärmt Honegger. Die Schola Gregoriana Scaphusiensis war anlässlich eines internationalen Bachfestes im Jahr 2000 gebildet worden.          Das damalige Programm war mit Orgel gekoppelt. Bei den Beteiligten kam die Gregorianik so gut an, dass sie zusammenblieben. Sie kamen sporadisch zusammen, probten, sangen in Gottesdiensten und nahmen an externen Konzerten teil. «In den letzten Jahren gab es zwar nichts mehr, aber jetzt, wo man wieder planen kann, ist das nächste Projekt im Kopf», verspricht der Leiter, der gerne Tenorsolo singt, wo sich eine Möglichkeit ergibt. Zehn bis zwölf Männer singen in der Schola Gregoriana mit; teilweise aus den Chören der Pfarreien, aber auch zugewandte. «Es gibt tatsächlich eine Fangemeinde der Gregorianik», freut sich Christoph Honegger. Und er hat auch schon ein «Crossover» gemacht, einen Jazzmusiker zur Gregorianik dazu genommen und ihn einen fliessenden Übergang von einem Stil zum anderen spielen lassen. «Das ist eine Verbindung der Künste und ermöglicht, die ganze Breite der Musik zu leben. Die Qualität muss jedoch immer stimmen», ist der Anspruch des Vielseitigen.

Räume zwischen Kopf und Bauch

Christoph Honegger schielt nicht nach den Vorlieben der Gottesdienstbesucherinnen und –besucher. «Alle Musik, die wir machen, spricht alle an. Die Menschen schätzen die Abwechslung. Selbst junge Leute sind fasziniert von der Gregorianik», hat er erfahren. «Was wir im Gottesdienst vermitteln wollen, das muss mit Wort und Musik geschehen. Sie sollen sich gegenseitig befruchten. Mit unserem Liedgut können wir verschiedene Themen ansprechen; das ist ein Luxus.» Mit freudiger Überraschung stelle er fest, dass ihn alles gleichermassen fasziniere. Jede Facette von Musik und jede Art von Formation. Darum kann er sich durchaus vorstellen, das Experiment einzugehen, die Band und die Schola Gregoriana einmal miteinander zu verbinden. Die Band, die Herz und Bauch zum Schwingen bringt und die Gregorianik, die Kopf und Herz anspricht.

www.kath-schaffhausen-reiat.ch


Christoph Honegger

Christoph Honegger studierte an der Musikhochschule Luzern Kirchenmusik A und Schulmusik II. 1992 erwarb er Lehrdiplome in den Fächern Orgel und Direktion. Er ist als hauptamtlicher Kirchenmusiker bei der katholischen Kirchgemeinde Schaffhausen, sowie als freischaffender Organist und Dirigent tätig.


Cecilia Hess-Lombriser, schreibt seit 36 Jahren für regionale Medien im Raum Wil-Toggenburg. Sie singt in einer Kantorengruppe und ist Mitglied des OK Cantars Wil 2022.

Der Beitrag wurde zuerst veröffentlicht in der Zeitschrift "Musik & Liturgie"  Nr. 5/2022 am 30.09.2022.