Maria Magdalena thumbGedenktag der heiligen Maria Magdalena
wird künftig als Fest gefeiert

Ein Dekret der römischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung vom 3. Juni 2016 bestimmt, dass die liturgische Feier der heiligen Maria Magdalena im Kalender künftig als Fest aufgeführt wird. Was heisst das?  

Konkret heisst dies zunächst, dass schon im Jahr 2016 das liturgische Gedenken der heiligen Maria Magdalena am 22. Juli mit der gleichen Feierlichkeit begangen wird wie bei den Aposteln. Ausnahmen sind die heiligen Petrus und Paulus. Ihr Gedenktag am 29. Juni wird jeweils als Hochfest gefeiert. Damit ist Maria Magdalena neben der Gottesmutter Maria die erste und bis jetzt einzige heilige Frau, deren liturgische Feier im Römischen Generalkalender als Fest aufgeführt wird! Dieser Kalender, der für die ganze Katholische Kirche im römischen Ritus verbindlich ist, ist äusserst sparsam mit Heiligenfesten: ausser den Aposteln, den Evangelisten Markus und Lukas, dem ersten Märtyrer Stephanus und dem heiligen Josef (im Rang eines Hochfestes) werden darin auch keine liturgischen Feiern weiterer heiliger Männer als Fest aufgeführt.

Wenn die heilige Maria Magdalena als Fest gefeiert wird, bedeutet dies für die konkrete liturgische Praxis, dass nicht nur das Evangelium, sondern auch die Lesung des Festes auf jeden Fall gewählt werden muss und nicht, wie an vielen Gedenktagen sonst üblich, auch die Lesungen vom Tag möglich sind. Schon am bisherigen Gedenktag war das Evangelium der Begegnung des Auferstandenen mit Maria Magdalena im Garten vor dem leeren Grab (Joh 20,1-2.11-18) vorgeschrieben, da dieser Text unmittelbar von der Heiligen des Tages handelt (vgl. Pastorale Einführung in das Messlektionar Nr. 83).  Weiter wird an einem Fest in der Messe der frühchristliche Hymnus des "Gloria", "Ehre sei Gott in der Höhe" hinzugefügt, der sonst nur an Sonntagen und Hochfesten gesungen wird (lateinischer Text im KG 161, deutsche Übersetzung im KG 30,6). Schliesslich wird bei jedem Fest in der Lesehore der Tagzeitenliturgie vor dem Schlussgebet das "Te Deum" gesungen oder gebetet, ebenfalls ein altkirchlicher Hymnus, der schon im frühen 6. Jahrhundert bezeugt ist (KG 175 "Grosser Gott, wir loben dich" ist eine Übertragung dieses Lobgesangs).

Die Tatsache, dass wir an Heiligenfesten zusätzliche Loblieder singen, macht deutlich, dass wir Gott danken dürfen für Zeugnis und Beispiel der Heiligen und für ihre Fürbitte. Beim Fest eines heiligen Menschen geht es nicht nur und nicht in erster Linie darum, diesen zu verehren, sondern zunächst Gott Dank zu sagen für dessen Vorbild und Lebenszeugnis. Wie am Fest der heiligen Maria Magdalena ist die Bitte um die Kraft zur Nachahmung dieses Vorbildes häufig Thema des Tagesgebetes und des Schlussgebets der Messe.

Besonders deutlich wird das Motiv der Danksagung für das Leben und den Dienst der Heiligen in den entsprechenden Präfationen, den grossen Eröffnungsgesängen des Eucharistischen Hochgebets. In den jeweiligen Heiligenpräfationen werden Motive aus dem Leben der Heiligen genannt, für die wir Gott danken und ihn loben. Während wir bei diesen Dankmotiven quasi den Heiligen gegenüber stehen, sie anschauen und Gott für sie danken, wechseln wir am Ende der Präfation die Seite und stellen uns zu ihnen, um mit ihnen und den Engeln gemeinsam Gott zu loben im Gesang des "Sanctus".

Gerade im Hinblick auf die Präfation enthält das neue Fest der heiligen Maria Magdalena eine Besonderheit: die römische Gottesdienstkongregation hat mit dem Dekret zum Festrang auch eine eigene Präfation zum Fest der heiligen Maria Magdalena veröffentlicht. Längst nicht für jedes Heiligenfest gibt es eine eigene Präfation. Und selbst bei den Apostelfesten gibt es eine eigene nur für die heiligen Petrus und Paulus.

Im folgenden geben wir die neue Präfation zum Fest der heiligen Maria Magdalena wider. Sie ist lateinisch und wird nun von den Bischofskonferenzen in die verschiedenen Sprachen übersetzt werden. Dies dauert noch einige Zeit. Unsere eigene deutsche Übersetzung im Anhang ist nur für Studienzwecke. Sie ist für den liturgischen Gebrauch weder zugelassen noch geeignet. Wie so oft bei liturgischen Texten, die auf den ersten Blick manchmal etwas sperrig erscheinen, lohnt es sich auch hier, genauer hinzuschauen. Erstmals in einem offiziellen liturgischen Text wird eine Frau als Apostolin ("apostola") bezeichnet, wenn auch nur in der Überschrift: Päfation von der Apostolin der Apostel. Im Text der Präfation selbst wird dann gesagt, dass Christus sie mit dem "apostolischen Amt/Dienst" (der Begriff "apostolatus officium" ist nicht eindeutig zu übersetzen, gemeint ist das Amt/der Dienst als Apostel) vor den Augen der Apostel ehrte. Damit wird nochmals betont, dass Maria Magdalena Apostolin (vom griech. ἀπόστολος, "Gesandter mit Vollmacht") ist. Christus selbst sendet sie zu den übrigen Aposteln, damit sie ihnen die Botschaft des Auferstandenen bringt (Joh 20,17).

"Sie ist Zeugin des auferstandenen Christus und verkündet die Botschaft von der Auferstehung des Herrn wie die übrigen Apostel. Daher ist es richtig, dass die liturgische Feier dieser Frau denselben Grad eines Festes erhält, den die Apostelfeiern im Römischen Generalkalender erhalten haben und dass die besondere Sendung dieser Frau herausgearbeitet werde, die Beispiel und Modell für jede Frau in der Kirche ist." (Erzbischof Arthur Roche im Begleitschreiben zum Dekret der Gottesdienstkongregation, s.u.)

Præfatio: de apostolorum apostola

Vere dignum et iustum est,
æquum et salutáre,
nos te, Pater omnípotens,
cuius non minor est misericórdia quam potéstas,
in ómnibus prædicáre per Christum Dóminum nostrum.

Qui in hortu maniféstus appáruit Maríæ Magdalénæ,
quippe quae eum diléxerat vivéntem,
in cruce víderat moriéntem,
quæsíerat in sepúlcro iacéntem,
ac prima adoráverat a mórtuis resurgéntem,
et eam apostolátus offício coram apóstolis honorávit
ut bonum novæ vitæ núntium
ad mundi fines perveníret.

Unde et nos, Dómine, cum Angelis et Sanctis univérsis
tibi confitémur, in exsultatióne dicéntes:
Sanctus, Sanctus, Sanctus Dóminus Deus Sábaoth...


Studienübersetzung:

Präfation: von der Apostolin der Apostel

In Wahrheit ist es würdig und recht,
angemessen und heilsam für uns,
dich, allmächtiger Vater,
dessen Barmherzigkeit nicht geringer ist als die Macht,
in allem zu preisen durch Christus, unseren Herrn.

Er erschien offenkundig im Garten Maria Magdalena,
die ihn ja liebte, als er lebte,
am Kreuz sah, als er starb,
ihn suchte, als er ins Grab gelegt war
und ihn als erste anbetete, als er von den Toten erstand.
Er ehrte sie mit dem apostolischen Amt/Dienst vor den Aposteln,
damit die gute Botschaft des neuen Lebens
bis an die Enden der Erde gelange.

Daher preisen auch wir dich, Herr, mit allen Engeln und Heiligen
und singen frohlockend:
Heilig, heilig, heilig, Gott Herr aller Mächte und Gewalten...

Martin Conrad

Hier finden Sie das Dekret der Gottesdienstkongregation zur Auflistung der liturgischen Feier der heiligen Maria Magdalena im Römischen Generalkalender im Rang eines Festes
Hier finden Sie das Begleitschreiben des Sekretärs der Gottesdienstkongregation, Erzbischof Arthur Roche, zum Dekret der Kongregation

Hier finden Sie die liturgischen Texte für die Eucharistiefeier am Fest der heiligen Maria Magdalena