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Musik

Kirche sein in symphonischer Gemeinschaft

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Kirche sein in symphonischer Gemeinschaft

Kirchturm Aarau Abend thumbLiedimpuls 7 – Globales Beten: Das Lob Gottes geht um die Welt

"Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen
und wird vom Dunkel überweht;
am Morgen hast du Lob empfangen,
zu dir steigt unser Nachtgebet."

Clement Cotteril Scholefield 1874, deutscher Text: Gerhard Valentin 1964

Katholisches Gesangbuch 689

Während katholischerseits lange Zeit vor allem die Klöster das gemeinsame Stundengebet praktizierten, hat die anglikanische Kirche eine lebendige Tradition des täglichen Betens mit der Gemeinde bewahrt, vor allem im Morgen- und Abendlob. Unser Lied zeugt davon.

Mit ihm stimmen wir ein in den Lobgesang, den die Kirche weltweit rund um die Uhr Gott darbringt: „Unermüdlich, wie der Schimmer des Morgens um die Erde geht, ist immer ein Gebet und immer ein Loblied wach, das vor dir steht“ (3. Str.).

Gott loben gehört zum Wesen und Auftrag der Kirche. Sie tut es weniger um Gottes als um des Menschen willen: „Du [Gott] bedarfst nicht unseres Lobes, es ist ein Geschenk deiner Gnade, dass wir dir danken. Unser Lobpreis kann deine Größe nicht mehren, doch uns bringt er Segen und Heil“ (Präfation an Wochentagen IV).

Wer Gott lobt, anerkennt und ehrt den Spender des Lebens. Loben heisst das Leben bejahen – in allem und trotz allem. Das tut den Menschen gut, es richtet sie auf, es befreit sie vom Anspruch, alles jederzeit im Griff zu haben, von der Anstrengung, immer mehr leisten zu müssen, von der Angst zu scheitern. Im Lobpreis erfahren sie das Leben als Geschenk, zu dem sie Sorge tragen und das sie mit anderen teilen.

Das Lob Gottes verbindet Menschen rund um den Erdkreis. Sie geben einander das Gebet wie in einer Stafette weiter. Die Welt wird getragen vom nie ruhenden Lob Gottes. In ihr gibt es zwar finstere Orte und Zeiten, doch immer ist irgendwo Tag. Mit dem Abendlied legen wir die bevorstehende Nacht und die Schattenseiten unseres Lebens in Gottes Hand und vertrauen darauf, dass die „Menschen überm Meer“ (4. Str.) für uns die Erinnerung an das Licht, an den Tag wach halten. Entsprechend zuversichtlich, ja heiter beschwingt kommt das Lied daher.

Vor bald 150 Jahren entstanden, hat es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts über die Jugendarbeit und den Weltgebetstag der Frauen (jeweils im März) den Weg ins deutsche Liedgut gefunden. Es ist ökumenisch im ursprünglichen Sinn des Wortes: Wo Gottes Lob erklingt, wird die Erde zu einem wohnlichen Haus (griech. oikos) für alle seine Geschöpfe.

Das Lied zum Hören auf Youtube (englische Version)

Josef-Anton Willa