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Musik

Kirche sein in symphonischer Gemeinschaft

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Kirche sein in symphonischer Gemeinschaft

weggabelung thumbLiedimpuls 3 – Vom Highway auf den Eselspfad oder die Wege der Gnade

"Wechselnde Pfade,
Schatten und Licht:
Alles ist Gnade;
fürchte dich nicht."

Katholisches Gesangbuch 710

Dieser Satz ist ein alter baltischer Hausspruch, ein Segenswort, vielleicht so, wie auch bei uns auf alten Häusern Sprüche über Türen stehen. Gesungen als vierstimmiger Kanon nach der Melodie im Katholischen Gesangbuch wird der Rhythmus zum Schreiten, ein wenig wie in einem heiteren und doch ruhigen Tanzschritt. So verwundert es nicht, dass Pilger diesen Kanon singen. Als Trostlied oder Trostspruch begleitet er Menschen, wenn im Leben Türen auf oder zu gehen.

Pfade sind schmal. Wer einem Pfad folgt, hat den langsamen Weg gewählt, einen, der Zeit kostet und Zeit schenkt, um die Schönheit der Natur wahrzunehmen oder im Schweigen den inneren Weg zu finden. Auf Pfaden ist man nicht auf der Überholspur. Gross angezeigte Autobahnausfahrten gibt es nicht. Plötzlich ist das Ziel erreicht oder der Pfad endet im Nichts. Pfade wechseln und müssen gewechselt werden. Leben verläuft selten gradlinig.

Schatten in glühender Hitze tut wohl; die Schatten des dritten Manns im gleichnamigen Film erhöhen die Spannung, sie spielen mit der Angst. Licht weckt im Frühling Lebenskraft; doch grelles Sonnenlicht blendet, es sticht zuweilen. Beide zusammen, Schatten und Licht, zeigen eine Richtung an: vom Dunkel zum Licht. „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.“ (Jes 9,1)

Alles ist Gnade? Was ist Gnade? Etwas, das über Recht und Billigkeit hinaus geht, etwas, das menschliche Erwartungen übersteigt. Woher kommt die Gnade? Von Gott? Der ist im Kanon nicht genannt. Für Christen ist Gnade nichts Anonymes. Jemand handelt, er hat ein Gesicht. Zu Israel hat er gesagt: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir.“ (Jes 43,5) Das gilt, wenn „du durchs Wasser schreitest, ... wenn du durchs Feuer gehst“ (Jes 43,2). Alles ist Gnade, wenn einer da ist, der den Weg immer mit den Menschen teilt, ob sie ihn sehen oder nicht, ob sie ihn spüren oder nicht, ob sie ihn Gott nennen oder nicht.

Gunda Brüske