Selig thumbLiedimpuls 17 - Glückliche Heilige

Selig seid ihr,
wenn ihr einfach lebt.
Selig seid ihr,
wenn ihr Lasten tragt.

Selig seid ihr,
wenn ihr lieben lernt.
Selig seid ihr,
wenn ihr Güte wagt.

rise up+ 25 (rise up 116)

Am Fest Allerheiligen feiern Christinnen und Christen die Heiligen im Himmel und in gewissem Sinne auch sich selbst, weil sie glauben, dass Gott sie (und alle Menschen) heil(ig) und glücklich machen will. Und zwar ohne Vorbedingung und Vorleistung, wie die Seligpreisungen vor Augen führen, die an diesem Tag im Gottesdienst vorgetragen werden: Jesus preist in seiner Bergpredigt diejenigen selig (glücklich), die keine Geltung für sich beanspruchen und nach menschlichen Massstäben wenig gelten (Mt 5,1–12).

Die Seligpreisungen sind eine Art Magna Charta christlichen Lebens. Trotzdem haben manche Christen Mühe damit. Werden hier Benachteiligte auf ein besseres Leben im Jenseits vertröstet? Soll sich der Mensch abmühen, um im Himmel einen Lohn zu erhalten? Unser Lied nimmt mit dem wiederholten Beginn «Selig seid ihr» unverkennbar die Seligpreisungen auf. Es vermeidet aber die angesprochenen Schwierigkeiten, indem es den zweiten Teil weglässt. Die Seligpreisungen werden «geerdet»; der Blick richtet sich nicht in die Zukunft, sondern auf das Jetzt.

Die Strophen 1 bis 4 und 5 bis 8 bilden textlich und musikalisch eine Einheit. Eigentlich handelt es sich um zwei unterschiedliche Textfassungen eines vierstrophigen Liedes. In den Strophen 1 bis 4 steht die spirituelle Dimension christlichen Lebens im Zentrum; man könnte ihnen die Überschrift «Achtsamkeit» geben: einfach leben, lieben lernen, Leiden merken, ehrlich bleiben, Unrecht spüren. Strophen 5 bis 8 sind stärker nach aussen, auf soziale Verantwortung ausgerichtet: miteinander teilen, den Hunger und Durst füreinander stillen, arglos und gut voneinander denken, Stütze und Halt aneinander sein. Das Lied ist gesungene Seligpreisung an Allerheiligen: Glücklich, wer sich heilen lässt und heilend wirkt.

Josef-Anton Willa

Das Lied zum Hören