Geben und Empfangen thumbKommunionhelferinnen und Kommunionhelfer

Empfangen und weiterreichen

Sie sind mehr als Lückenbüsser oder Nothelfer. Wie die Jünger Jesu bei der Brotvermehrung spielen sie eine aktive Rolle: Sie geben das Brot des Lebens weiter.

„Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib" (Mk 14,22). Was Jesus beim Mahl mit seinen Jüngern getan und was er ihnen zu tun aufgetragen hat, das erfüllt die Kirche bis zum heutigen Tag in der Feier der Eucharistie: Nach dem Wortgottesdienst werden Brot und Wein zum Altar getragen, im Hochgebet wird dafür gedankt, nach dem Friedensgruss wird das Brot gebrochen und schliesslich, als Zielpunkt der Eucharistie, werden Brot und Wein an die Gläubigen ausgeteilt.

Die vier Handlungsschritte – nehmen, danken, Brot brechen, reichen – finden sich auch in den biblischen Erzählungen von der Speisung der Vier- bzw. Fünftausend. Es sind Erzählungen, die das eucharistische Mahl in gewisser Weise vorwegnehmen. Während Jesus im Jüngerkreis selber das Brot an die Seinen reicht, zählt er hier auf die Mithilfe seiner Jünger: Er gibt ihnen die Brote und Fische, damit sie sie an die Menge verteilen (vgl. etwa Mt 14,19).

In der Eucharistiefeier ist es die Aufgabe des Bischofs, Priesters oder Diakons, stellvertretend für Christus Brot und Wein weiterzureichen. Bei Bedarf werden Kommunionhelferinnen und -helfer beigezogen. Ihre Aufgabe ist aber mehr als ein Handlangerdienst, sie hat eine spirituelle und seelsorgliche Dimension: Es ist ein Weg zu den Gläubigen und ins Leben hinein.

Am Altar

In der Eucharistiefeier treten die Kommunionhelferinnen und -helfer bei der Brotbrechung zum Altar. Hier beginnt ihr Dienst. Auch die Krankenkommunion hat ihren Ausgangspunkt im Geschehen am Altar, um den die Gläubigen versammelt sind. Von hier aus wird die Kommunion all denen gebracht, die zur Gemeinschaft gehören, auch jenen, die – aus unterschiedlichen Gründen – nicht vor Ort mitfeiern können. Im Idealfall werden die Kommunionhelferinnen und -helfer mit dem Schlusssegen des sonntäglichen Gemeindegottesdienstes ausgeschickt, um die Kommunion den abwesenden Gliedern der Gemeinde zu bringen. Dadurch wird die Verbundenheit, die Communio, im eucharistischen Mahl deutlich.

Jene, die am Altar stehen, empfangen als Erste die Kommunion. Das ist keine Anmassung, sondern bringt zum Ausdruck, dass es hier um einen selbstlosen Dienst geht, der in der Freude und Dankbarkeit eigenen Beschenkt-Seins gründet. Ob Priester, Diakon oder Kommunionhelferin, sie sind nicht die eigentlichen Spender der Kommunion. Sie reichen nur den weiter, den sie zuvor selber empfangen haben: Christus. Er ist Geber und Gabe zugleich.

Vor dem Austeilen halten die Christusträgerinnen und -überbringer einen Moment inne, um sich ihrer ehrenvollen Aufgabe bewusst zu werden. Sie staunen über das Wunder der Liebe Gottes, der sich in Christus ganz verschenkt. In dieser Haltung können sie ihren Dienst würdig ausüben. Die Gläubigen werden es zu schätzen wissen und darin ein Glaubenszeugnis erkennen.

Unter den Gläubigen

Vom Altar aus machen sich die Kommunionhelferinnen und -helfer auf den Weg, um die Kommunion zu reichen. Sie gehen in den Gemeinderaum oder steigen zur Orgelempore hoch. Der Weg kann auch länger sein und zu den kranken oder betagten Menschen nach Hause, ins Heim, ins Spital führen. In jedem Fall ist es ein Weg zu den Mitchristen, den Schwestern und Brüdern im Glauben.

In der Eucharistiefeier (und in der Wortgottesfeier mit Kommunionausteilung) dauert die Begegnung nur kurz; es werden nur wenige Worte ausgetauscht. Und doch kann sie intensiv sein und Spender wie Kommunizierende berühren.

Mich persönlich beeindrucken als Kommunionspender immer wieder die verschiedenartigen Hände, die sich mir entgegenstrecken: zarte Kinderhände, gepflegte Damenhände, schwielige Arbeiterhände. Sie erzählen vom Leben, signalisieren Offenheit und Empfänglichkeit. Wer zum Kommunionempfang kommt, bringt sein Leben mit, sein Bangen und Hoffen, seinen Wunsch nach Heilung und Heil.

Gott in der Eucharistie zu begegnen, hat immer auch eine zwischenmenschliche Dimension. Die Teilhabe an Christi Leib und Blut stärkt die Verbindung unter den Gläubigen. Das zeigt sich besonders beim Kommunionhelferdienst an den Kranken und Betagten. Sie schätzen es in der Regel sehr, wenn „Gott auf Besuch kommt". Dazu braucht es aber Menschen, die bereit sind, auf Besuch zu gehen, und die sich auch Zeit nehmen für eine persönliche Begegnung und ein Gespräch. Die Kommunionspendung selber findet in der Regel im Rahmen einer (häuslichen) Kommunionfeier statt. Wer diesen Dienst ausübt, ist also in gewissem Sinn Gottesdienstleiterin und -leiter und zugleich ein Stück weit Seelsorgerin und Seelsorger.

Im Leben

Christus in Gestalt von Brot und Wein zu empfangen und weiterzureichen, das ist die spezifische Aufgabe von Kommunionhelferinnen und -helfern. Empfangen und weiterreichen ist aber auch eine Grunddynamik christlichen Lebens. An ihrem Beginn steht die Gabe Gottes, Gott selber der sich (hin-)gibt.

Die Kommunionhelferinnen und -helfer machen diese Dimension für ihre Glaubensgeschwister sichtbar. Und sie werden ihren liturgischen Dienst umso glaubwürdiger ausüben, je mehr sie das Empfangen und Weiterreichen zu ihrem Lebensprogramm machen. Aus dem, was sie in der Liturgie tun, können sie für ihr Leben schöpfen. Darin besteht der spirituelle Sinn ihres Dienstes: auch in der Welt immer mehr zu Christus-Beschenkten, zu Christusträgerinnen und Christusträgern zu werden, die das „Brot des Lebens" und den „Kelch des Segens" weiterreichen – an alle Menschen, die nach Liebe, Gerechtigkeit und Lebensfülle hungern und dürsten.

Josef-Anton Willa

 

Stichwort

  • KommunionhelferInnen sind ausserordentliche Spender der heiligen Kommunion. Ordentliche Spender sind aufgrund ihrer Weihe Bischöfe, Priester und Diakone.
  • Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde der bereits in der Frühzeit der Kirche existierende liturgische Laiendienst wieder eingeführt, zuerst für einzelne Teilkirchen (CH: 1969), seit der römischen Instruktion „Immensae caritatis" von 1973 für die ganze Kirche.
  • KommunionhelferInnen erhalten nach einer Einführung in den Dienst eine bischöfliche Beauftragung. Es ist angebracht, dass sie im Gemeindegottesdienst vorgestellt und gesegnet werden (vgl. Leitlinien zur Ausbildung und Beauftragung, Nr. 8).
  • Die Aufgaben der KommunionhelferInnen sind: Mithilfe beim Austeilen der Kommunion (Brot und Wein) in der Eucharistiefeier und in der Wortgottesfeier mit Kommunion, Überbringen der Kommunion an Kranke und Betagte, Aussetzung des Allerheiligsten für die eucharistische Anbetung.

Praxis-Tipp

„Besonders eindrucksvoll erscheint es, den Kranken im Anschluss an die Eucharistiefeier am Sonntag den Leib des Herrn zu bringen. Dann erfahren sie mit der sakramentalen Vergegenwärtigung Christi auch die Verbundenheit mit der Gottesdienstgemeinde, zu der auch sie gehören. Wem das heute neu erscheint, sei an den Bericht Justins erinnert, der um die Mitte des 2. Jahrhunderts den Brauch erwähnt, dass das eucharistische Brot stets den abwesenden Mitgliedern aus der Gemeindemesse mitgebracht wurde. So geschieht es auch heute wieder in vielen Gemeinden, dass Kommuionhelferinnen/-helfer am Schluss der Gemeindemesse die Krankenpatenen bereiten, um sichtbar vom Altar und der Gemeinde her zu den Kranken entsandt zu werden. Der Priester sagt nach dem Schlussgebet etwa Folgendes: ‚Wir freuen uns, dass von dieser Messfeier her Kommunionhelferinnen/-helfer zu unseren kranken Schwestern und Brüder gehen, um ihnen das Brot des Lebens zu bringen. So sollen auch sie die stärkende, tröstende und Heil bringende Kraft des Herrn und die Verbundenheit mit seiner Gemeinde erfahren.' Dann folgt die Entlassung mit dem Schlusssegen, nach dem die Kommunionhelferinnen/-helfer sofort zu den Kranken gehen, die sie zu der verabredeten Zeit erwarten. In der Messfeier wird dieser und aller kranken Mitchristen in den Fürbitten gedacht."

Chrysostomus Ripplinger OSB

Lesetipp

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Chrysostomus Ripplinger
Kommunionhelferinnen und Kommunionhelfer und ihr liturgischer Dienst
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