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Hintergrund

Kirche sein im Feiern und Verstehen

Hintergrund

Kirche sein im Feiern und Verstehen

Erstkommunion thumbErstkommunion

Auf dem Weg zur Zweitkommunion

Die Erstkommunion gehört zum Christ-Werden. Sie ist Anfang, nicht Endstation. Eine Erstkommunionkatechese am Kirchenjahr entlang führt Eltern wie Kinder zur Feier des Glaubens.

Kein Zweifel, viele Pfarreien bemühen sich um einen guten Erstkommunionunterricht, und leisten diesen auch, zugleich sind sie sich aber auch der eigentlichen Problematik bewusst: Eine Hinführung von Kindern zu einer Feier, die ihrer Lebenswelt völlig fremd ist, der Feier der Eucharistie, ist mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Es ist nicht zynisch, wenn man sagt, dass es für viele Erstkommunionkinder nach dem Weissen Sonntag auch bei einer «Erstkommunion» bleibt, eine «Zweitkommunion» lässt lange auf sich warten.

Die Feier der Erstkommunion verkommt zu einem Sprung ins kalte Wasser, denn nur mit liturgischen Trockenübungen wird man nicht liturgiefähig und kann so nicht in die Feier des Paschamysterium Christi eintauchen. Ein Beklagen der heutigen Situation mit Schuldzuweisungen hat ebenso wenig Sinn, wie einer vermeintlich besseren Vergangenheit nachzutrauern.

Kinder, die zur Erstkommunion hingeführt werden, sollen dies nicht nur als eine Befähigung zur Liturgie, sondern auch als eine Befähigung mit und durch die Liturgie erleben. Wer nicht bereit ist, seine Kinder in der regelmässigen Mitfeier der Liturgie zur Erstkommunion hin- und später weiterzuführen, sollte ehrlicherweise zur Einsicht kommen, dass der Zeitpunkt für eine Erstkommunion noch nicht gegeben ist. Zur Feier des Christwerdens in Taufe, Firmung und Erstkommunion gehört deshalb, dass die Kinder (bzw. Jugendlichen) und ihre Eltern den konkreten Glauben mitleben und mitfeiern möchten.

«Anthropologische Wende»

Mit der sogenannten «anthropologischen Wende» und der damit verbundenen verstärkten Betonung der «horizontalen Ebene» in der Pastoral, kam es vor allem ab den 70er Jahren zu einem Kommunionverständnis mit der Einengung auf den Mahlcharakter der Eucharistiefeier. Aus nachvollziehbaren didaktischen Gründen erwies sich dieser «Mahlcharakter» der Eucharistiefeier mit seinem Gemeinschaftsaspekt als hilfreich. Die Eucharistie ist jedoch viel mehr als nur das.

In der konkreten Gestalt der Eucharistiefeier mit ihren verschiedenen «Themen» kommt ein zusätzliches Problem hinzu. Wenn es Erstkommunionfeiern zum Thema Garten, Malkasten, Bienchen und Schmetterlinge gibt, so kann dies eine Hilflosigkeit ausdrücken. Eine Mutter erzählte mir, dass ihr Sohn nach der Erstkommunionfeier sagte, er wünsche sich ein «richtiges» Erstkommunion-Kreuz, ein Kreuz mit Jesus und nicht mit einem Schmetterling. Ich kenne keine Religionsgemeinschaft, die die Ausgestaltung ihrer Riten verniedlicht oder verkindlicht.

Familie und Kirchenjahr

Es gab in den letzten Jahren auch erfreuliche Versuche, die Erstkommunionvorbereitung stärker an das Kirchenjahr und somit an die Feier des Paschamysteriums Christi zu binden. Das setzt jedoch voraus, dass die Kinder mit ihren Familien das Kirchenjahr als Ganzes mitfeiern.

Man könnte deshalb bewusst zu Beginn des Kirchenjahres am ersten Adventssonntag einen Akzent mit den Erstkommunionkindern und den übrigen Gemeindemitgliedern setzen. Nach Weihnachten feiern die Kinder auch das Fest Taufe des Herrn mit und sehen, dass das kleine Kind in der Krippe ein erwachsener Mann wurde, der der Welt auch etwas zu sagen hat. Ebenso sollten die Kinder bewusst den Beginn der Fastenzeit, den Aschermittwoch mitbegehen, der nicht thematisch zusätzlich ausgestaltet wird. Katechetische Unterweisungen und Erklärungen gehören zuallererst in den Religionsunterricht und nicht in die Liturgie. Nach den Fastensonntagen und dem Palmsonntag feiern die Kinder schliesslich die Drei Österlichen Tage mit. In der Gründonnerstagsmesse wird ihnen sichtbar, wie die Eucharistiefeier auf das Letzte Abendmahl, die Feier des Pascha, verweist.

Wenn die Kinder in der Osternachtsliturgie am Osterfeuer stehen, werden sie erfahren, dass die Finsternis des Karfreitags durch das Licht des Auferstandenen besiegt wird. Nach dem feierlichen Erneuern des Taufversprechens mit der ganzen Gemeinde fühlen sie sich eingebunden und erinnern sich an den Zusammenhang von Taufe und Kirchengemeinschaft, der ihnen vorher schon in der Katechese begegnet ist. Eine Möglichkeit wäre, dass die Kinder dazu ein «Taufkleid» (das Erstkommunionkleid) anziehen oder dass man es ihnen dann überreicht. Falls den Kindern nicht zugemutet wird, an der ganzen Osternachtfeier dabei zu sein, werden sie nach der Taufgelübdeerneuerung oder einer allfälligen Taufe entlassen.

Am Ostersonntag versammeln sie sich wieder mit der Gemeinde und erhalten dann zum ersten Mal die heilige Kommunion. Am achten Tag nach Ostern, am «Weissen Sonntag », werden sie noch einmal ihr Erstkommunionkleid anziehen und gemäss den bisherigen ortsüblichen Bräuchen ihre feierliche «Zweit»-Kommunion feiern, zu der auch alle anderen Verwandten eingeladen werden können. Der «Weisse Sonntag» wird nicht abgeschafft, die Feier der Erstkommunion wird jedoch tiefer in das Geschehen vom Paschamysterium Christi eingebunden. Die fünfzigtägige Osterzeit ist eine wichtige Zeit, den Kindern die Eucharistie nochmals mystagogisch zu erschliessen.

Natürlicher Zugang

Bei der Förderung der bewussten und tätigen Mitfeier der Kinder geht es nicht darum, dass möglichst viele Kinder in der Eucharistiefeier möglichst viel sichtbar tun, sondern man wird den Kindern helfen, einen natürlichen Zugang zur Eucharistiefeier zu finden. Wichtige Grundlagen nennen dazu das «Direktorium für Kindermessen» von 1973 und «Überlegungen und Anregungen für die Messfeier (mit Kindern)» (beides findet sich in: Gottesdienst mit Kindern, siehe Randspalte).

Kinder bringen gerne die Gaben von Brot und Wein feierlich zum Altar, zünden gerne Kerzen an, sind froh, wenn man sie zu den verschiedenen Gebetsgebärden hinführt. Sie fühlen sich in der Liturgie beheimatet, wenn sie auch mit den verschiedenen Akklamationen und Gebeten vertraut sind, wenn sie freudig, weil vorher geübt, Gott singend lobpreisen dürfen. Kinder sind dankbar, wenn man mit ihnen die Symbole der Liturgie und die Zeichen im Kirchenraum erschlossen hat.

Am Ende des Kirchenjahres, könnte den «Erst»-Kommunionkinder durch die Mitfeier des Christkönigsonntags dann nochmals vertieft bewusst werden, dass das «Thema» ihrer Erstkommunion, das «Thema» ihres Glaubens, Jesus Christus selber ist, der auf den Schöpfer-Vater verweist und seine Kirche im Heiligen Geist geeint hat. Ein Mitfeiern des ganzen Kirchenjahres wird allmählich für die Kinder und ihre Eltern zum Eintauchen in die Geheimnisse unseres Glaubens.

Wenn das neue Kirchenjahr wieder beginnt, werden die Kinder es vielleicht wieder mitfeiern wollen, denn die Sehnsucht, mit ihren Brüdern und Schwestern, mit ihren Familien, in der Gemeinschaft der Kirche, ihren Lebensweg zu gehen, ist in ihnen auch Wochen nach dem Erstkommuniontag erhalten geblieben.

(Gekürzte Fassung eines Artikels aus der SKZ, Jahrgang 2005)

Jürg Stuker

 

Stichwort

  • zusammen mit Taufe und Firmung Teil des Christwerdens (Initiation)
  • deshalb ursprünglich in einer Feier begangen; so noch heute in den orthodoxen Kirchen
  • Hochmittelalter: Forderung einer gewissen Reife für den Kommunionempfang; Hinführung zur ersten Kommunion war Aufgabe der Eltern; keine gemeinsame Feier aller Erstkommunikanten
  • 17./18. Jahrhundert: durch Bemühen der Jesuiten Einführung von Erstkommunionunterricht und gemeinsamer Erstkommunion
  • 19. Jh.: Erstkommunionunterricht als Schulkatechese wird üblich
  • 1910: Senkung des Erstkommunionalters auf 7 Jahre
  • Tag der Erstkommunion in vielen Ländern am 8. Tag nach Ostern ("Weisser Sonntag")

Praxis-Tipp

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Beten lernen auf dem Weg zur Erstkommunion

Beten entsteht nicht von selbst. Eltern und Kinder im Erstkommunionalter lernen mit zwei kleinen Heften von jeweils 48 Seiten beten. Für einen Zeitraum von fast einem halben Jahr bietet das Elternheft 2x24 Impulse zum täglichen Beten. Die Gebetsschule bietet Anknüpfungspunkte für Gespräche über den Glauben zwischen Eltern und Kindern.
Der Autor, Peter Hundertmark, rechnet damit, dass auch die Eltern wenig Gebetserfahrung mitbringen. Hundermark ist Leiter des Exerzitienwerks der Diözese Speyer und Vater von vier Söhnen.

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Direktorium für Kindermessen

Gib mir bitte ein Ritual! Von Stefan Schäfer, Theologe und systemischer Familientherapeut, Bregenz