Das Brot des Lebens ist der Leib ChristiVor Jahren drückte mir ein Priester die Hostie freundlich lächelnd ohne jedes Wort in die Hand - eine Ausnahme. Zur Austeilung der Eucharistie höre ich aber Verschiedenes. Das schweigende Reichen der konsekrierten Hostie in einer Feier der Eucharistie stiftet Verwirrung und ist dem Geschehen sicher nicht angemessen. Doch welche Bedeutung haben die Worte, die zur Austeilung der eucharistischen Gaben gesprochen werden? Ein Blick in die Geschichte zeigt zwei Sinnebenen der Kommunionspendeformeln: Bekenntnis und Segenswunsch. In beiden ist das Geheimnis der realen Gegenwart Jesu Christi in seiner Bedeutung für uns angesprochen. „Brot des Himmels"Eine unserer frühesten liturgischen Quellen, die sogenannte „Apostolische Überlieferung" erklärt uns die Praxis am Beginn des 3. Jahrhunderts: Wenn der Bischof die einzelnen Stücke des Brots reicht, soll er sagen: „Brot des Himmels in Jesus Christus". Und der Empfangende antwortet „Amen". Und nach einer anderen Handschrift: „Das ist das Brot des Himmels, der Leib Jesu Christi" – „Amen". Amen heisst: das ist gewiss, das ist wahr, das gilt. Dieses Amen ist ein Glaubenszeugnis: Ja, das ist das Brot des Himmels, das ist sein Leib, er selbst in Brotgestalt. Das Spendewort und die Antwort, das Amen, ist ein Bekenntnis zu Christus. SegenswunschAm Beginn des Mittelalters, ab dem 8. Jahrhundert, kommt auf fränkischem Boden eine neue Spendeformel auf: Der Leib unseres Herrn Jesus Christus bewahre deine Seele (oder: dich) zum ewigen Leben. Die zu dieser Zeit schon nachlassende Kommunion der Gläubigen verbindet sich mit einem Segenswunsch. Die altkirchliche Bekenntnisformel wird abgelöst durch Segensformeln für Blut und Wein mit verschiedenen Varianten: Der Leib/das Blut unseres Herrn Jesus Christus - schütze/heilige/bewahre - dich/deine Seele/den Körper und deine Seele - zum ewigen Leben - zur Vergebung aller/deiner Sünden. Rückkehr zum UrsprungDie vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert verwendete Formel brachte mit dem Segenszuspruch den Glaubensentscheid der einzelnen Christen weniger deutlich zum Ausdruck als die altkirchliche Formel. Dies war ein Motiv für die Wiedereinführung der kurzen, aber gehaltvollen altkirchlichen Formel (sieh dazu Randspalte: Facts). Auf das Amen der Gläubigen wird damit erneut und zu Recht besonderes Augenmerk gelegt. „Brot des Lebens"Diese in den liturgischen Büchern nicht vorgesehene Formel ist ein Zitat aus dem Johannesevangelium. Auf die wunderbare Speisung der 5000 (Joh 6,1-15) folgt die lange Rede Jesu über das Himmelsbrot (Joh 6,22-51), das eucharistische Brot (Joh 6,51-59) und Abfall oder Bekenntnis zu Jesus unter seinen Jüngern (Joh 6,60-71). Im Brotwunder und in der Brotrede gibt Jesus sich zu erkennen:
Von diesem Brot zu essen, das ist zunächst einmal bildlich zu verstehen, geht es doch um das Manna in der Wüste und das Neue, das sich im Kommen Jesu in die Welt ereignet. Am Essen des lebendigen Brotes entscheidet sich aber das Verhalten gegenüber Jesus: zu essen ist gleichbedeutend mit an Jesus glauben. Das Essen wird zum Bekenntnis! Skandalisierende WorteDer letzte Teil der Brotrede (Joh 6,51-58: siehe Randspalte) lehnt sich deutlich an die Abendmahlsüberlieferung der anderen Evangelien an. Er kann als eine Schriftauslegung, als Midrasch, zur synoptischen Tradition aufgefaßt werden. Nach diesem Teil seiner Rede – unerträglich, wer kann das anhören? (Vers 60) – trennen sich viele Jünger von ihm. Petrus aber bekennt sich zu ihm: Du hast Worte des Lebens, du bist der Heilige Gottes (Verse 68, 69). Am Brot, das als Fleisch des Menschensohnes gegessen, und seinem Blut, das getrunken wird, scheiden sich Unglaube und Glaube im Weggehen oder im Bekenntnis zu Jesus. Vielleicht sind jene Gemeinden, die die Worte zur Austeilung der eucharistischen Gaben als Bekenntnis verstanden und gesprochen haben, von der johanneischen Brotrede inspiriert. Sie folgen an dieser Stelle jedenfalls genau der Logik des Evangeliums. „Fleisch des Menschensohnes"Die Exegese lehrt uns jedes Wort genau zu nehmen. Hier ist es das Wort Menschensohn: „Der Ausdruck ‚Menschensohn' ist schwerlich zufällig gesetzt oder unreflektiert als Bezeichnung Jesu übernommen. Erst als himmlischer Menschensohn wird der irdische Jesus zum Übermittler göttlichen Lebens (vgl. Vers 62). So sehr dem Verfasser daran liegt, die Realität des Fleisches und Blutes Jesu zu betonen, will er doch darauf aufmerksam machen, dass die Glaubenden in der Eucharistie nicht das physische Fleisch und Blut des irdischen Jesus empfangen, sondern das geisterfüllte Fleisch und Blut des himmlischen Menschensohnes. Die Empfänger aber bekennen die Identität des Himmlisch-Gegenwärtigen mit dem geschichtlich Gekommenen." (Rudolf Schnackenburg) Gunda Brüske
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Geistlicher ImpulsWas die Zunge bekennt, bewahre das Herz!„Es war gewiss etwas Grosses und Ehrwürdiges, dass für die Juden Manna vom Himmel herabregnete. Aber überlege: Was ist grösser: das Manna vom Himmel oder der Leib Christi? Doch gewiss der Leib Christi, der der Schöpfer des Himmels ist. Ausserdem ist der, der das Manna gegessen hat, gestorben (vgl. Joh 6,49.58). Wer diesen Leib gegessen hat, wird Vergebung der Sünden erhalten und ‚in Ewigkeit nicht sterben' (Joh 11,26; vgl. 6,51f. 58). Ambrosius von Mailand (gestorben 397) Facts„Dem Heiligen Vater Papst Paul VI. wurden zahlreiche Bitten vorgelegt, der Leib unseres Herrn Jesus Christus möge den Gläubigen mit einer angemesseneren Spendeformel gereicht werden, auf daß diese in einem höheren Maß tätig und mit größerer Frucht an der Feier des Meßopfers teilnehmen und beim Akt des Kommunionempfanges selbst den Glauben an das hochheilige Geheimnis der Eucharistie bekennen.Seine Heiligkeit hat diese Bitten gnädig aufgenommen und angeordnet: Die bisherige Formel wird abgeschafft. Der Priester soll bei der Spendung der heiligen Kommunion nur noch sprechen: „Corpus Christi", und die Gläubigen sollen antworten: „Amen". Danach empfangen sie die heilige Kommunion. ..." Dekret der Ritenkongregation „über die neuen Spendeworte zur Kommunion" vom 25.4.1964 Brotrede Johannes 6,51-58Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben der Welt. LesetippBirgit Jeggle-Merz, Walter Kirchschläger, Jörg Müller: Mit der Bibel die Messe verstehen. Bd. 2. Stuttgart 2017, 185-196. |