Gott feiern"Die Freude an der Liturgie neu entdecken"

Das Netzwerk Katechese möchte mit der neuen Arbeitshilfe "Gott feiern. Liturgie verstehen und gestalten" eine tragfähige Liturgietheologie vermitteln und die Schönheit der Liturgie erschliessen.

Ein Interview von Rosmarie Schärer mit Prof. Dr. Nicola Ottiger, Dozentin am Religionspädagogischen Institut (RPI) in Luzern

SKZ: Was unterscheidet das Buch von anderen Büchern zur Liturgie?

Nicola Ottiger: Viele liturgische Bücher sind entweder sehr theoretisch oder nur praxisorientiert. Wir wollten beide Anliegen miteinander verbinden, immer mit dem Anspruch, heute wieder neu den Sinn für das gottesdienstliche Feiern auch unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen zu wecken. Seit dem Zweiten Vatikanum werden in der Katechese Tätige immer stärker in liturgische Bezüge eingebunden und brauchen daher eine gute liturgietheologische Grundlage, aber auch konkrete Beispiele. Als das Netzwerk Katechese mit dem Vorschlag zu diesem Buch an die DOK herangetreten ist, zeigte sich diese begeistert und einige ihrer Mitglieder haben, wie auch Leute aus der Praxis, bis zum Schluss konstruktiv Feedback gegeben.

Der Aufbau des Buches ist ungewohnt.

Wir wollten bewusst keinen klassischen Aufbau, sondern sind von den wesentlichen Dimensionen der Liturgie selbst ausgegangen, um Theologie und Praxis verbinden zu können. So muss das Buch auch nicht von Anfang an gelesen werden, sondern man kann direkt da beginnen, wo einem etwas anspricht. Nicht nur bei unseren Studierenden am RPI stelle ich seit Jahren fest, dass viele zwar mit der Liturgie vertraut sind, aber oft die dahinterstehende Liturgietheologie und die tiefere Bedeutung einzelner gottesdienstlicher Elemente nicht kennen. So haben sie dann in den Vorlesungen viele Aha-Erlebnisse. Wir möchten katechetisch Tätigen den tieferen Sinn erschliessen und damit hoffentlich eine Freude wecken, damit sie ihrerseits anderen die Liturgie als ein lebendiges Geschehen weitergeben können. Dies bedeutet einerseits: In der Katechese kann es nicht einfach um ein Arbeitsblatt «Die Teile der Messfeier» gehen, sondern um einen mystagogischen Zugang zum gottesdienstlichen Feiern, wozu etwa biblische Bezüge gehören, aber genauso die Verbindung zur eigenen Lebenswelt. Andererseits und vor allem aber bedeutete es, mit anderen Augen und einem tieferen Wissen selbst Gottesdienste (mit-)gestalten zu können. Beides dient dem Feiern; das war uns wichtig.

Das letzte Kapitel handelt konkret von der Verbindung Liturgie–Katechese.

Viele Mitarbeitende im kirchlichen Dienst sind sowohl in der Liturgie als auch in der Katechese tätig. Sich dies bewusst zu machen und nach sinnvollen Verbindungen zu suchen, ist eine nicht zu unterschätzende Chance. Es bedeutet auch, bewusst die entsprechende Rolle einzunehmen. In der Liturgie bin ich nicht die Katechetin, die ein «Thema bearbeitet». Ich sage den Studierenden immer: «Wenn ihr das Gleiche genau so auch in der Religionsunterrichtsstunde sagen würdet, dann ist etwas falsch.» In der Liturgie denken wir nicht über ein Thema nach, sondern feiern, dass Gott mit uns ist, dass wir in seiner Gegenwart sein dürfen. Die beiden kirchlichen Grundvollzüge Katechese und Liturgie wollen sich gegenseitig befruchten. Wir hoffen, dass mit dem Buch die Liturgie, aber auch die Katechese gewinnt.

An wen richtet sich das Buch konkret?

Wir hatten immer alle in der Liturgie Tätigen im Blick, also auch Ehrenamtliche wie auch Theologinnen und Theologen. Die Arbeitshilfe will die Qualität unserer Gottesdienste fördern. Uns war es wichtig, deutlich zu machen, dass es auf die gute Zusammenarbeit der verschiedenen liturgischen Dienste ankommt. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass das Feiern gewinnt, wennjene, die die Feier miteinander gestalten, ein gemeinsames Verständnis haben, das trägt. Wir hoffen, dass das Buch Impulse geben kann für die liturgisch Tätigen vor Ort, sich darüber zu unterhalten. Der besondere Aufbau unseres Buches mag dazu beitragen, sich neu in das liturgische Geschehen hineinzudenken und die Freude an der Liturgie neu zu entdecken. Ich finde, wir haben auch tolle Praxisbeispiele. Sie sollen helfen, besser zu verstehen, was Liturgie will und wie sie auch noch sein könnte. Aber auch zu verstehen, was die Spannung zwischen Kirchennahen und Kirchenfernen bedeutet. Wie können wir Brücken bauen, wie können wir verantwortungsvoll und einladend feiern? Das Buch soll Interesse für mehr wecken.

Das Interview wurde zuerst veröffentlicht in der Schweizerischen Kirchenzeitung SKZ 2022, S. 43 am 27.01.2022.
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Gott feiern. Liturgie verstehen und gestalten, Netzwerk Katechese (Hg.) Von Baechler, Monika; Brüske, Gunda; Jeggle-Merz, Birgit; Müller, Jörg; Ottiger, Nicola; Wakefield, David, Rex-Verlag Luzern 2022, 216 S., CHF 25.00

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