Lobpreis in der Wort-Gottes-Feier Empfangen, um zu schenken – im Schenken empfangenEin Lob ist oft mehr als ein Lichtblick. Es bereichert unsere Beziehungen auf der Arbeit, im Privaten – und die Beziehung zu Gott.„Du bist wunderbar!“ – „Beehren Sie uns gerne wieder!“ – „Ohne Dich wäre die Welt nicht dieselbe!“ „Nicht nur was Du tust, sondern wer Du bist, ist einmalig!“ Ein Lob ist ein echtes „Highlight“ im Alltag – oft unerwartet; ein kraftvoller Schub an Motivation und Freude, der uns erfassen kann – sowohl als Gelobte als auch als Lobende. Das Lob bereichert unsere Beziehungen auf der Arbeit, im Privaten – und die Beziehung zu Gott. Bezogen auf das Geschehen des Gottesdienstes und auf das persönliche Gebet habe ich selber allerdings die Erfahrung gemacht, dass mir das an Gott gerichtete Bitten wesentlich geläufiger ist, als ihn zu loben. Der Begriff des Lobpreises gewann besonders im Zuge der charismatischen Erneuerungsbewegung an Bekanntheit, und wird häufig mit ihr in Verbindung gebracht. Hier aber geht es um die Lobpreisgebete in Wort-Gottes-Feiern, die in den offiziellen liturgischen Büchern als ein spezifisches Element der Feier gelten. Sowohl im bekannten (Kirchen-)Lied „Grosser Gott wir loben dich“ als aber auch bereits in biblischen Schriften begegnen uns die beiden Verben loben und preisen häufig. So finden wir sie im Evangelium nach Lukas an prominenter Stelle: Nachdem die Hirten das Christkind im Stall gesehen haben, loben und preisen sie Gott (vgl. Lk 2,20) – einstimmend in das Lob der Engel (vgl. Lk 2,14); in verschiedenen Psalmen, davon wiederholt in Ps 103, begegnet die Aufforderung des Beters, Gott zu loben und nicht zu vergessen, was er Gutes getan hat (vgl. Ps 103,2). Wie sich Ansprache und Antwort in der Wort-Gottes-Feier spiegelnNicht selten machen wir die Erfahrung, dass es viel leichter fällt, auf jemanden einzugehen, wenn er oder sie zuerst auf uns zukommt und das Wort an uns richtet. So können wir es auch in der Wort-Gottes-Feier erleben: Durch die Wortverkündigung wendet sich Gott an uns. Die Zuwendung von Seiten Gottes her – ohne Vorbedingung uns ereilend, um uns werbend – ist das Fundament unserer Beziehung zu ihm. Wir dürfen hierbei darauf vertrauen, dass der Geist, den Jesus Christus uns vor seiner Himmelfahrt als Beistand versprochen hat, die entsprechenden Ansprachen immer neu mit Leben erfüllt und zu uns hinüberträgt. Dies erfahren wir beispielsweise, wenn wir im Gottesdienst plötzlich aufhorchen und es bei uns „Klick“ macht; wenn ein Vers oder Abschnitt bei uns besonders hängen bleibt – unabhängig davon, ob er auf unserer Seite Zustimmung oder ein Ringen auslöst. Können wir selber etwas vom Geschehen des Lobpreises erwarten?Wenn wir jemand anderen ansprechen und loben, erfahren wir uns nicht selten selbst als bereichert. Die Freude des Empfangenden kann uns als Schenkende erfreuen, wird uns selber zum Geschenk. Wenn wir unserem Gegenüber Achtung entgegenbringen und es in seiner Eigenwertigkeit anerkennen, wird zudem deutlich, dass unsere gegenseitige Beziehung nicht nur dann weiter bestehen wird, wenn unsere Freundin, unser Partner, unser Vorgesetzter oder ein (vorerst noch) Unbekannter uns gibt, was wir, wenn auch nur insgeheim, von ihm oder ihr erwarten würden. Ähnliches können wir hinsichtlich des Lobens von Gott festhalten: „Gott loben wir nicht nur wegen einzelner Taten, ihn preisen wir, weil er so ist, wie er ist: unfassbar und nah, gross über alle Grösse hinaus und ganz bei den Menschen.“ (Gunda Brüske) Lobpreisgebete in Wort-Gottes-FeiernVon welchen Inhalten handeln nun die Lobpreisgebete im Buch „Die Wort-Gottes-Feier am Sonntag“ (2014) und wie sind sie aufgebaut? In ihnen werden verschiedene Beispiele für das göttliche Heilshandeln zur Sprache gebracht, wie es uns in der Bibel bezeugt wird: So begegnet uns im „Lobpreis des Vaters für Jesus Christus“ beispielsweise die Bekenntnisaussage, dass Gott-Vater die Welt so sehr geliebt habe, dass er uns seinen einzigen Sohn gab (vgl. Joh 3,16), während Gott im „Lobpreis Gottes am Sonntag“ für die Erschaffung der Welt gedankt wird (von Tag und Nacht, vgl. Gen 1,2-5), für die Auferweckung Jesu – und dafür, dass er stärker ist „als alle Mächte des Todes“ (vgl. Off 21,4). „Du bist das Ohr, das die Zukunft hört, Die Lobpreisgebete im erwähnten Feierbuch haben immer denselben Aufbau: Auf die Einladung des Vorstehers oder der Vorsteherin zum Gebet folgen jeweils die Strophen des Lobpreises im Wechsel mit einer Akklamation, welche gesprochen oder von einem Kantor oder einer Kantorin und den Mitfeiernden gesungen werden. Um den feierlichen Charakter des Geschehens zu unterstreichen und das Aufsteigen des Gebetes zu vergegenwärtigen, empfiehlt sich das Einlegen von Weihrauch durch die Ministranten während der Akklamationen. Ein BeispielAnhand des Gebets „Lobpreis des Vaters für Jesus Christus“ möchte ich einige Strukturelemente und Inhalte veranschaulichen. Der erste Vers der Akklamation lautet: „Sein Wort ist Licht auf unserm Weg“ (vgl. Ps 119,105); auf diesen antworten die Mitfeiernden jeweils mit „Danket dem Herrn, denn er ist gut.“ Vorsteher oder Vorsteherin und Lektor oder Lektorin können sich mit dem Sprechen der Strophen abwechseln.
Loben: Nur in freudigen Momenten?Was aber, so habe ich zu Beginn gefragt, wenn uns nicht nach Loben zumute ist – sondern vielmehr nach Klage und Entrüstung? Die Lobpreisgebete beziehen sich stark auf das biblisch bezeugte Handeln Gottes. Das Lob des Früheren verharrt allerdings nicht im Vergangenen, sondern ergreift das Jetzt – und weist darüber hinaus in die Zukunft. Die Heilige Schrift, zur Ansprache werdend, erinnert uns an frühere Widerfahrnisse unserer Schwestern und Brüder im Glauben. Zugleich erinnert sie aber auch Gott an das, was er uns versprochen hat – und was als „Mehr“ noch weiterhin aussteht.
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Stichwort
Praxis-TippDen Lobpreis gestalten – damit Text Gebet wirdTextvortrag muss nicht langweilig sein – nuancenreich gesprochen und sorgfältig gestaltet, sind Texte von den Zuhörenden gut zu „bewältigen". Hier fünf Hörbeispiele. Linksmehr über das offizielle deutschschweizer Feierbuch |